Politische Bildungsprojekte mit Bewegtbild können in unterschiedlichen Projektrahmen stattfinden, z. B. als Pilotprojekt, als Projektserie, als buchbares Angebot oder als einmalige Publikation. Von diesem Rahmen hängt auch die Anschlussfähigkeit ab, d. h., inwiefern mit den Arbeitsergebnissen und dem Erkenntnisgewinn des Projektes weitergearbeitet werden kann. Dabei sollten folgende Punkte bedacht werden:
Lizenzen
Die Entscheidung darüber, unter welchen Bedingungen andere ein Produkt nutzen können, beeinflusst die Anschlussfähigkeit eines Projektes und die Verbreitung der Arbeitsergebnisse. Dafür gibt es unterschiedliche Lizenzen, sogenannte Creative Commons (CC). Damit können Urheber*innen ihre Werke in unterschiedlichen Stufen zur Nutzung für alle freigeben. Es gibt sowohl Lizenzen, die die Weiternutzung stark einschränken, als auch Lizenzen, bei denen auf das Urheberrecht teilweise oder ganz verzichtet wird. Wenn das Material von anderen produziert wird, muss deren Urheberrecht beachtet werden.
Es gilt zudem, die Persönlichkeitsrechte der Projektteilnehmenden zu beachten. Persönlichkeitsrechte sollen sicherstellen, dass Menschen sich in ihrer Persönlichkeit frei entfalten können. Ein Beispiel dafür ist das Recht am eigenen Bild als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechtes. Eine Einverständniserklärung für die Weiterverwendung von Film- und Fotomaterial, auf dem Teilnehmende zu erkennen sind, muss im Vorfeld eingeholt werden.
Auf der individuellen Ebene gibt es unter Umständen trotz Einverständniserklärung Argumente gegen die Veröffentlichung, beispielsweise wenn politische Äußerungen die Person vor Probleme stellen könnten oder sich Einzelne nicht mit dem Produkt identifizieren können. Dieser Aspekt ist nicht nur direkt vor Veröffentlichung eines Webvideos zu beachten, sondern sollte laufend thematisiert werden. Mit den Projektteilnehmenden sollte früh geklärt bzw. klar kommuniziert werden, ob das Projekt auf jeden Fall auf eine Veröffentlichung im Social Web hinauslaufen soll oder ob auch ein privates Posten oder eine interne Präsentation denkbar ist
Prozessorientierung vs. Produktorientierung
Zu Beginn einer Konzeption sollte klargestellt werden, ob ein Bildungsprozess (also die Entwicklung, Erstellung und Distribution des Webvideoproduktes) oder das Webvideoprodukt selbst im Mittelpunkt stehen, beziehungsweise die Bildungsprozesse, die es auslöst. Wird der Prozess fokussiert, ist die Qualität des Webvideos an sich unter Umständen zweitrangig, da eher Gruppen- und Lernprozesse im Fokus stehen. Bei Produktorientierung wird auf Inhalt und technische Umsetzung des Webvideos fokussiert. Aus der jeweiligen konzeptuellen Gewichtung ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten der Weiterverwendung und Nachnutzung.
Man sollte im Vorfeld klären, ob personelle bzw. finanzielle Ressourcen für eine Social-Media-Strategie bzw. eine Weiterarbeit vorhanden sind. Die Persönlichkeitsrechte der Zielgruppe bzw. der Teilnehmenden müssen beachtet werden. Bei Missachtung können verschiedene Gründe gegen eine Weiterverwendung sprechen.
Webvideos können mit weiteren Materialien z. B. in Bildungsumgebungen eingebunden werden (→Haltung). Dazu können gut aufbereitete Materialien (z. B. Print, multimedial) die Webvideos inhaltlich und didaktisch ergänzen. Bestenfalls kann das Webvideoprojekt auch als Best-Practice-Beispiel oder als Diskussionsgrundlage für die Konzeption von neuen Projekten dienen.
Partizipationsmöglichkeiten
Die Möglichkeiten für die Zielgruppe, nicht nur während des Projektes, sondern auch darüber hinaus involviert zu sein, gestalten sich je nach Rahmenbedingungen und Ressourcen unterschiedlich. Wichtige Fragen in diesem Kontext sind: Ist eine Beteiligung und Einbindung der Zielgruppe über den Zeitrahmen des Projektes hinaus möglich und gewünscht (→Identifikation)? Inwiefern agiert die Zielgruppe selbst als Multiplikator für das Produkt und was könnte es erleichtern, das zu befördern?
Evaluation
Statistiken und Kommentare auf den jeweiligen Plattformen lassen sich gut auswerten, die daraus gewonnenen Erkenntnisse können in neuen Projekten berücksichtigt werden. Ein Fokus könnte z. B. sein: Was wurde lange geschaut? Wann haben Zuschauer*innen das Webvideo beendet? Was wird kommentiert und was nicht? Aus Kommentaren lassen sich z. B. weitere Themen oder noch offene Fragen ableiten, aus denen weitere Projekte entstehen können. Auch das Feedback der Teilnehmenden eines Webvideoprojektes selbst ist relevant. Hier können Evaluationsbögen der Teilnehmenden Erkenntnisse bringen. Was lief bei der Erstellung der Videos gut? Was sollte das nächste Mal berücksichtigt werden?
Was die Akquise (weiterer) Fördergelder angeht, so sind je nach Auftraggeber*innen bzw. Förder*innen die öffentliche Darstellung, potenzielle Weiterverwendung und Reichweite des Projektes bzw. Webvideoproduktes von Bedeutung.