Workshops auf der Fachtagung 2016

WS 1.1: Politische Onlineformate – Wie kann politische Bildung mit Webvideo aussehen? Moderation: Markus Gerstmann (ServiceBureau Jugendinformation, Bremen). Referent*innen: Anselm Sellen (Europahaus Marienberg), Clemens Stolzenberg (bpb, Bonn)

In der Entwicklung von Webvideo-Angeboten mit und für Jugendliche ist die Berücksichtigung ihrer Lebenswelt und ihrer ästhetischen und praktischen medialen Bedürfnisse unerlässlich. Nur über eine „spitze Formatierung“, also eine zielgruppenspezifische Ansprache und relevante Themen, eine transparente und verlässliche Kommunikation sowie freiwillige Beteiligung können Jugendliche mit Webvideo-Formaten der politischen Bildung erfolgreich angesprochen werden.

Der Workshop stellt erste Überlegungen der Arbeitsgruppe zu den Rahmenbedingungen, Chancen und Möglichkeiten politischer Webvideo-Bildungsprojekte vor, stellt Fragen nach der Zukunft von Webvideo-Formaten der politischen Bildung und diskutiert Kriterien, mit denen der Erfolg von Bildungsangeboten im Social Web überprüft werden kann.

Ziel des Workshops ist es, von den Teilnehmenden Impulse und Anregungen für die weitere Arbeit der Arbeitsgruppe zu erhalten und den Austausch über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse voranzutreiben. Dieser Workshop bietet den Teilnehmenden die Gelegenheit, zentrale Fragestellungen des ersten Podiums aufzugreifen und vertiefend zu diskutieren.

WS 1.2 – Verschwörungsideologien vs. Nachrichten – Populismus im Social Web als Handlungsfeld von Medien- und politischer Bildung. Referent*innen: Andre Wolf (mimikama.at, Wien)

Das Social Web als Ort der Meinungsbildung bietet seinen Nutzer*innen sowohl Zugang zu sorgfältig recherchierten und seriösen Nachrichten, als auch verschwörungsideologischen Behauptungen, Lügen und Falschmeldungen. Debatten im Netz bleiben zudem nicht unberührt von Hassreden sowie populistischen und extremistischen Inhalten. Auf diese Weise entstehen antidemokratische Effekte, die Gegenstand politischer Bildung sind. Mit ZDDK/Mimikama.at beleuchtet ein Bildungs-Akteur seine Erfahrungen mit populistische Strategien im Webvideo-Bereich und zeigt den Teilnehmenden, wie sie mit Veränderungen des Social Web durch neue Webvideo-Dienste umgehen. Die Diskussion fragt nach Strategien und Angeboten der politischen Bildung auf Webvideo-Plattformen, um dort neue Zielgruppen zu erreichen.


WS 1.3 – Speed-Projekt-Inkubator
Moderation: Daniel Seitz (mediale pfade, Berlin). Referenten: Benjamin Baehr (Webedia Gaming GmbH, Berlin), Lukas Menzel (Broadmark, Rheine)

Akteur*innen der politischen Bildung, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und Träger setzen zunehmend auf YouTube und Co, um ihre Zielgruppen zu erreichen und Bildungsprozesse im Social Web zu initiieren. Der Kreis an Akteur*innen, die sowohl Erfahrungen mit politischen Bildungsprozessen haben, als auch in der Welt des Webvideo zu Hause sind, ist noch überschaubar. Ziel des Workshops ist die Beratung von interessierten Akteur*innen hinsichtlich der Qualität und Wirkung von politischen Bildungsprojekten mit Webvideo, von der Konzeption über die Umsetzung bis hin zur abschließenden Evaluation eines Projekts. Im Workshop wird exemplarisch an einem Beispiel (aus dem Kreis der Teilnehmenden oder fiktiv) dieser Prozess durchgespielt und mit den Teilnehmenden ausgewertet. Ziel des Workshops ist es auch, von den Teilnehmenden Impulse für Angebote und Bedarfe aufzunehmen.

WS 1.4 – VR und 360° – neue Technologien und ihr Einfluss auf politische Bildung im Social Web. Moderation: Linda Rath-Wiggins (VRagments.com, Berlin). Referent*innen: Lorenz Matzat (Lokaler, A100 VR, Berlin), Christian Kleinhanß (medien+bildung.com, Ludwigshafen)

Welche Möglichkeiten und Chancen bieten virtuelle Räume für die politische Bildung? Wie kann politische Bildung in solchen Räumen aussehen – auch unter Berücksichtigung gängiger Formate, die zumeist Gruppen adressieren und damit im Kontrast zu sehr individuellen Erlebnissen in der virtuellen Realität stehen? Welche neuen Erzählformen bieten Virtual Reality und 360°-Webvideo für Informations- und Bildungsangebote und wie sollte politische Bildung darauf vorbereitet sein und reagieren?

Der Workshop stellt den Teilnehmenden verschiedene Ansätze für die Entwicklung von Formaten, medienpädagogischen Methoden und Projekten sowie die Technologien von VR und 360° vor. Diese können im Verlauf des Workshops auch praktisch ausprobiert werden.

WS 1.5 – Working with Refugees – Best Practice, Yes! But how?. Moderation: Robert Behrendt (mediale pfade, Berlin). Referent*innen:: Jan Rooschüz (Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin), Birte Frische (ABC Bildungs- und Tagungszentrum, Hamburg)

Menschen mit und ohne Fluchterfahrung können in der gemeinsamen Medienarbeit wichtige Impulse für das gegenseitige Verstehen geben. In Medienprojekten kommen geflüchtete Menschen zu Wort, werden sichtbar und vermitteln ihre Perspektiven auf das Leben in Deutschland. Im Rahmen des Workshops diskutieren die Teilnehmenden die Frage, welche Praxiserfahrungen aus Webvideoprojekten mit geflüchteten Menschen in die medienpädagogische Arbeit übertragen werden können und welche Herausforderungen und Chancen für Webvideo-Projekte der politischen Bildung mit geflüchteten Menschen bestehen.

WS 2.1 „I’m your biggest fan“? – Politisch bildnerische Zusammenarbeit zwischen YouTuber*innen und Medienpädagog*innen. Referentinnen: Sabrina Werner (Cafe Netzwerk, München), Sonja Breitwieser (Medienzentrum Parabol, Nürnberg)

In der Jugendbildungsarbeit ist die Frage, wie politische Bildungsangebote ihre Zielgruppen erreichen kann, stets präsent. Nicht selten entscheidet neben anderen Kriterien auch die Reichweite über den Erfolg von Bildungsformaten. Darum kann die Zahl der Abonnenten, die manche YouTuber binden, durchaus Gedankenspiele für die Medienarbeit mit Jugendlichen wecken. Wie die Community-Arbeit von Medienzentren in Zusammenarbeit mit YouTuber*innen erfolgreich gestaltet werden kann und welche Themen dabei aufgerufen werden, darüber können die Teilnehmenden sich mit Sabrina Werner vom Café Netzwerk in München und Sonja Breitwieser vom Medienzentrum Parabol in Nürnberg austauschen.


WS 2.2 – Livevideo: Politische Bildung in Echtzeit.
Referenten: Dr. Clas Dammann (heute+, Mainz), Guido Brombach (DGB Bildungswerk, Hattingen)

Im Social Web lassen sich aktuelle politische Ereignisse wie jüngst in der Türkei oder auch der Amoklauf in München live in Streams, in der Live-Berichterstattung oder anhand von Postings nachverfolgen. Die dort zum Einsatz kommenden Bewegtbilder sind dabei nicht nur Medium der jeweiligen Nachricht, sondern immer auch eine mögliche Quelle für Falschmeldungen, Lügen und Propaganda. Mit der spürbaren Unmittelbarkeit der Ereignisse geht zudem die Möglichkeit der psychischen und emotionalen Überwältigung von Nutzer*innen einher. Livestreams und Live-Berichterstattung als Quellen von Information und Desinformation im Spannungsfeld zwischen mündiger Mediennutzung und Manipulation sind ein Handlungsfeld für Medien- und politische Bildungsarbeit im Social Web. Der Workshop geht der Frage nach, wie Medienbildung und politische Bildung auf diese Entwicklungen reagieren können und diskutiert mit den Teilnehmenden Möglichkeiten und Herausforderungen im Umgang mit politischer Berichterstattungen.

WS 2.3 – Rolemodels oder Eyecatcher? – Youtube im Gendercheck.
Moderation: Ruth Grune (bpb, Bonn). Referentinnen: Sina Bormüller aka Fräulein Chaos (YouTuberin, Stuttgart)

Die Bedeutung von Geschlechterrollen als gesellschaftliches Querschnittsthema ist auch im Webvideobereich nicht zu übersehen. Durch die große Reichweite von genderkonservativen Kanälen wird Nutzer*innen suggeriert, dass es von Vorteil sei, sich Gender-Vorurteilen anzupassen, wenn sie auf Webvideo-Plattformen Reichweite aufbauen wollen. YouTuber*innen, die sich einem geschlechterkonservativen Rollenbild verweigern erscheinen häufig weniger erfolgreich, als YouTuberinnen, die sich genderrollenkonform mit Beauty-, Haul- oder Kochformaten beschäftigen. YouTuber wiederum sind in diesen Formaten unterrepräsentiert, dominieren aber Sport-, Comedy- und LetsPlay-Formate. Hier sind weibliche* YouTuber*innen wesentlich häufiger Anfeindungen ausgesetzt und sexistische und frauen*feindliche Einstellungen und Verhaltensweisen werden häufig tradiert. Der Workshop geht gemeinsam mit den Teilnehmenden der Frage nach, wie Akteur*innen der Medien- und politischen Bildung diesen Phänomenen im Rahmen einer genderrollensensiblen Jugendbildungsarbeit mit Webvideo begegnen können.

WS 2.4 – Wissensformate und Informationsformate mit Webvideo.
Moderation: Volker Grassmuck (Berlin).Referent*innen: Nicolas Lindken aka Tense (YouTuber, bpb), Lisa Ruhfus aka Die Klugscheißerin (YouTuberin, Berlin), Dr. Kathrin Valentin (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Jugendliche informieren sich zunehmend im Social Web und bringen den dort für sie verfügbaren Quellen großes Vertrauen entgegen. Wer aber sind die Akteur*innen, denen Millionen von Jugendlichen zutrauen, sie wahrheitsgetreu zu informieren und in ihrer Meinungsbildung zu unterstützen? Aus welchen Gründen schenken Jugendliche Personen mehr Glauben als den Institutionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Im Workshop werden die Pädagogin Katrin Valentin und die beiden YouTuber*innen Tense und Die Klugscheißerin diesen und weiteren Fragen nachgehen: Wie funktioniert eine Ein-Frau/Mann-Redaktion? Wie kann Qualitätsentwicklung stattfinden? Wie können die kommunikativen Chancen von Webvideo auch für die Entwicklung von Quellen- und Informationskompetenz genutzt werden? Und zu Guter Letzt: Wie gehen erfolgreiche YouTuber*innen mit ihrer Verantwortung und Reichweite um?